
Der Auftrag der Tochter war klar formuliert: „Heute möchte ich eine Sandburg mit zwei Hügeln bauen und Drumherum ist ein Wassergraben.“
Die Antwort des Vaters: „Ok, das machen wir.“
OK, das machen wir? – Ganz ohne zu wissen, ob gerade Ebbe oder Flut ist. Am Tag vorher musste er eine Burg umsetzten, weil doch schon Flut war und nicht, wie vorher beobachtet, Ebbe. Er hatte auch keine Ahnung was heute am Strand so los ist und was für Baumaterialien, außer Tonnen von Sand, herumliegen. – Doch die mutige Antwort war: „Ok, das machen wir!“
Gesagt, getan und los ging es.
Damit genügend Wasser in den Graben läuft muss die Burg so nah an den Wellen sein, dass es immer wieder Nachschub gibt. Gleichzeitig werden die Burgen von den Wellen aber umspült und verlieren immer wieder an Substanz. Also noch ein Schutzwall aus Holz, Stöcken und was sonst noch so herumliegt. Teilweise von fremden Bauhelfern herangeschleppt. Fertig! Nach einer knappen Stunde war es geschafft.
Wie geht das? – Der Bauherr ist ein Bekannter von mir. Kein sonderlicher Experte in agilem Arbeiten. Ob er das so in seinem Job machen würde? Ich weiß es nicht. So radikal und lösungswegoffen eher nicht. – Doch im Urlaub mit der eigenen Tochter. Wie selbstverständlich. Das grobe Ziel war klar definiert. Der Weg dahin hat sich ergeben. Spielerich, geprägt, durch die Rahmenbedingungen, die sich permanent verändern. Ansätze zunichtemachen, Ideen und Material für neue Lösungen anschwemmen.
Wie kommt es, dass wir in unserer Freizeit ein Projekt mit solche einer Leichtigkeit und dennoch zielgerichtet und erfolgssicher (wer will schon die Zusage an die eigene Tochter im Urlaub reißen müssen) umsetzten? Der gleiche Mensch sich im Arbeitsalltag damit deutlich schwerer tut.
Ich denke es hat mit unserer beruflich anerzogenen Haltung zu tun.
Warum müssen wir immer noch unsere beruflichen Rollen spielen, im Sinne von ich tue was von mir erwartet wird. Statt die Rolle so auszufüllen, wie ich bin. Mit meiner Persönlichkeit, allen Stärken und Schwächen. Wann finden wir den Weg so ehrlich zu uns selbst zu sein, es so zu tun, wie wir persönlich es für richtig empfinden. Darauf zu vertrauen, dass unsere Echtheit bei den anderen ankommt. Statt so weiter zu machen, wie es vermeintlich von uns erwartet wird und wir doch alle wissen, dass es sich irgendwie falsch anfühlt.
Wenn ein gestandener und erfolgreicher Geschäftsführer Recht hat, wie er Letzt zu mir meinte: „Tief in uns drin, sind wir doch alle gleich. Haben die gleichen Sehnsüchte. Wir wollen zusammen mit anderen Menschen um ein Lagerfeuer sitzen und das Bier aus der Flasche trinken. Kein Hotel, mit schicken Klamotten, tollem Essen. Das braucht doch keiner.“ Dann sollten wir unsere innere Haltung einfach mehr nach außen tragen und die Dinge so tun, dass es zu dieser einfachen Haltung passt. Dann sitzen wir, bildlich gesprochen, bald alle ums Lagerfeuer.
Eine schöne Vorstellung, wie ich finde. Noch schöner finde ich die Tatsache, dass es Unternehmen (auch deutsche Großkonzerne) gibt, die mir Ihren Führungskräften Workshops inzwischen in der Einfachheit von Lagerfeuern machen.
Ein Ansatz, der sich lohnt? Was meint Ihr?
Grafik: Schiffbauer
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